Uelsener Firma liefert Millionen Backsteine nach Russland
Das Grafschafter Unternehmen Deppe Backstein-Keramik aus Uelsen-Lemke profitiert vom aktuellen Bauboom in Russland. Der Klinkerhersteller hat in den vergangenen fünf Jahren etwa 4,5 Millionen Backsteine für den russischen Markt produziert und geliefert.

Familiäres Leitungsteam: Geschäftsführer Dr. Dirk Deppe (links) mit seinem Bruder Bernd Deppe. Foto: Sobott
Uelsen Die russische Regierung kurbelt im Rahmen eines umfangreichen Infrastrukturplans die Bauwirtschaft mit Milliardeninvestitionen an. Bis 2024 sollen etwa 425 Millionen Quadratmeter Wohnfläche entstehen, zahlreiche Großbaustellen prägen die Stadt Moskau. Davon profitieren auch Unternehmen aus der Grafschaft Bentheim wie das mittelständische Familienunternehmen Deppe Backstein-Keramik GmbH aus Uelsen-Lemke mit seinen rund 70 Mitarbeitern.
„Das erste Bauvorhaben in Moskau, für das wir individuelle Backsteine hergestellt haben, war ein Hochhausensemble“, erinnert sich Geschäftsführer Dr. Dirk Deppe. Rund eine Million Backsteine in drei unterschiedlichen Ausführungen wurden für den Wohnkomplex mit Geschäftsflächen „Vavilova“ hergestellt. Zum Vergleich: Für ein herkömmliches Einfamilienhaus in Deutschland werden, je nach Format und Größe, etwa 10.000 bis 15.000 Backsteine benötigt. Über den russischen Vertriebspartner „Thermobrick“ entwickelte sich der Kontakt zu dem Architektur- und Ingenieurbüro „Apex“, welches das Bauvorhaben „Vavilova“ in Moskau betreute. Nach mehrmaligen Besuchen der Produktion in Uelsen und nach Entwicklung von Stein-Mustertafeln waren die Architekten von dem Know-how der Klinkermanufaktur aus Uelsen überzeugt. „Der russische Klinkermarkt besticht durch Masse, aber nicht durch Varianz und Individualität. Genau dort liegt jedoch unsere Stärke“, sagt Bernd Deppe, der Architekten und Entscheider im In- und Ausland berät. „Wir verstehen uns als Problemlöser für Architekten und verfügen daher über große Expertise in der Entwicklung maßgeschneiderter Sonderlösungen. Damit konnten wir punkten“, erklärt Bernd Deppe weiter.

Rund eine Million Backsteine der Grafschafter Klinker-Firma stecken im Gebäude „Vavilova“. Foto: Apex Project Bureau
162 Quadratmeter Fassade pro Lkw
In den vergangenen Jahren haben pro Woche im Schnitt etwa zwei Lkw-Ladungen Steine die Produktion verlassen, um sich auf den Weg an die Ostsee zu machen, von wo aus die Steine im Container nach Russland verschifft werden. Weil der Transport länger dauert als gewöhnlich, werden die Deppe-Steine besonders gut verpackt. „Auf diese Weise vermeiden wir unerwünschtes und unschönes Abplatzen an den Steinen“, so Dirk Deppe. Rund 20 Tonnen und damit 16 bis 18 Stein-Paletten passen auf einen Lkw-Zug. Damit lassen sich etwa 162 Quadratmeter Fassade mauern.
Aber nicht nur in Russland sind die Steine aus Uelsen gefragt. Auch für den englischen Markt hat das Unternehmen auf Anfrage spezielle Formsteine entwickelt. Die Produktion von Backsteinen für den internationalen Markt macht derzeit zirka 25 Prozent des Gesamtumsatzes aus, perspektivisch soll dieser auf rund 30 Prozent wachsen. Dabei stellen insbesondere die Niederlande einen wichtigen Exportpartner für das Unternehmen dar, überdies liefert der Klinkerhersteller auch in die Schweiz und weitere EU-Länder. Seit vielen Jahren produziert Deppe hier fast ausschließlich für das Objektgeschäft, also projektbezogen spezielle Formen und Farben.

Auch bei der Neugestaltung des Ortskerns von Veldhausen kommen Deppe-Klinker zum Einsatz. Foto: Sobott
Bekenntnis zur Grafschaft
„Die regionale Baukultur hier vor Ort liegt uns am Herzen. Denn unser Antrieb und Leitsatz lautet: Wir prägen Stadtbilder. Das gilt. Egal, ob international oder regional hier vor Ort. Unser Schwerpunkt liegt nicht auf boomenden Märkten, sondern auf Nachhaltigkeit und Ästhetik und auf der Entwicklung von Sonderlösungen für hochwertige Architektur, die bleibt. Und um diese zu schaffen, ist Backstein der optimale Baustoff“, erläutert Dirk Deppe die Marschrichtung des Unternehmens. Zu den Objekten in der Region, für die Deppe den Klinker produziert hat oder derzeit produziert, zählen unter anderem der „Citybogen“ in Nordhorn, der neue Ortskern in Veldhausen und der „Kaiserhof“ in Bad Bentheim.
Die positive Baukonjunktur der vergangenen Jahre, aber auch das verstärkte Engagement im Objektgeschäft des Unternehmens haben dazu beigetragen, den Gesamtumsatz in den vergangenen fünf Jahren zu verdoppeln. 2018 wurde deshalb auch der zweite Tunnelofen wieder in Betrieb genommen, der zuvor rund 14 Jahre still stand.

Statt Backsteinen mit der üblichen Tiefe von 115 Millimetern, hat das Uelsener Unternehmen für den Apartmentkomplex „Novocheremushkinskaya “ Steine mit einer Tiefe von nur 70 Millimetern entwickelt. Foto: Apex Project Bureau