Post vom Chefredakteur
Sportvideos auf GN-Online: Willkommen im „Kosmos Kreisliga“!
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
willkommen im „Kosmos Kreisliga“! So nennt mein Kollege Marcel Brandt die lokale Fußballwelt, die genau genommen schon in den Kreisklassen anfängt und in der Grafschaft bis in die Landesliga reicht. Und die ein riesiges Betätigungsfeld für uns Journalisten bietet. „Spieler, Trainer, Freunde aus anderen Mannschaften, das allwöchentliche Aufeinandertreffen von Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen auf den Sportplätzen der Grafschaft sorgt immer wieder aufs Neue für Gesprächsstoff“, schwärmt Fußballfan Brandt: „Man sorgt sich um seine eigene Mannschaft, tauscht sich über Themen, Gerüchte und andere Ligen aus.“
Bewegung und Bewegendes
Kein Wunder also, dass die Sportberichterstattung und insbesondere der Fußball seit jeher zu einem Schwerpunkt jeder Zeitungsredaktion zählt. Bei uns, das wissen Sie sicherlich, sind dafür meine Kollegen Frank Hartlef, Martin Lüken, Holger Wilkens und GN-Fotograf Jürgen Lüken zuständig sowie eine ganze Reihe an freien Mitarbeitern, die sie vor allem an den ereignisreichen Wochenenden unterstützen. Aber weil es im Sport immer auch um Bewegung und Bewegendes geht, drängt sich dieses Themenfeld zudem für unsere wachsende Videoberichterstattung auf. Deshalb werden unsere erfahrenen Sportredakteure immer wieder von Henrik Hille begleitet und neuerdings eben auch von Marcel Brandt, der im vergangenen Oktober als zusätzlicher Videoredakteur zu uns gestoßen ist.
Sieben Tore - die will man einfach sehen
Und das kommt bei Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, erkennbar gut an. Sich selbst, die Teamkollegen oder auch den Gegner der nächsten Woche mal im Videobericht zu erleben, mit fachkundigem und unterhaltsamem Kommentar, Wiederholungen in Zeitlupe und emotionalen Interviews, das ist etwas, was nicht nur die Sportler aus den jeweiligen Teams interessiert. Zahlreiche Grafschafter, die den Fußball zu ihren Hobbys zählen, schauen sich diese Videos an. Zum Beispiel, weil sie mit eigenen Augen sehen wollen, wie es am vergangenen Sonntag dazu kommen konnte, dass der Kreisliga-Tabellenführer mit 2:5 unter die Räder kam.
„Die Begeisterung auch auf Vereinsseite ist schon bei der Organisation der Drehs zu spüren“, erzählt Kollege Brandt. Viel braucht er für seine Aufnahmen nicht, das Equipment hat er stets dabei. Um aber das gesamte Spielfeld aus einem geeigneten Kamerawinkel erfassen zu können, benötigt er einen guten Standort: ungefähr auf Höhe der Mittellinie und möglichst etwas erhöht. „Das Mindeste wäre da der Tisch einer klassischen Bierzeltgarnitur, gerne darf es aber auch etwas höher sein, sonst sehen die Bilder im Bericht nicht gut aus“, lautet die Erfahrung des Videoredakteurs. „Das ist in Stadien, wie bei Eintracht oder Vorwärts Nordhorn, kein Problem. Auch bei Vereinen wie dem FC Schüttorf 09 oder SV Bad Bentheim muss man sich da keine Sorgen machen, denn eine überdachte Tribüne bietet den perfekten Platz. Da nimmt man dann auch mal Flutlichtmasten oder Hinterköpfe der Zuschauer im Bild inkauf, das macht den Charme dieser Berichte aus.“
Zur Not tut‘s auch die Schaufel eines Baggers
Anders ist es allerdings auf den Plätzen kleinerer Vereine, dort muss Marcel oft vorab anfragen, ob ein erhöhter Standort für seine Kamera geschaffen werden kann. Meist ist das aber kein Problem – und genau das meint der Kollege mit der Begeisterung aufseiten der Vereine. Die geben sich alle Mühe, ihm eine gute Sicht auf ihre Spiele zu ermöglichen. So auch beim 2:5-Spektakel am vergangenen Wochenende: Auf Bitten der Spielvereinigung Brandlecht-Hestrup hatte kurzerhand die Freiwillige Feuerwehr Brandlecht eines ihrer Fahrzeuge am Spielfeldrand geparkt. Marcel konnte sich mit seiner Kamera auf dessen Dach postieren, hatte die perfekte Übersicht – und nach 90 Minuten alle sieben Tore auf der Speicherkarte.

© Wohlrab, Udo
Alles im Blick: Marcel Brandt filmt die Begegnung der SpVgg. Brandlecht-Hestrup gegen TuS Gildehaus vom Dach eines Feuerwehrautos aus. Foto: Udo Wohlrab
„In den vergangenen Jahren wurden schon die wildesten Konstruktionen für mich bereitgestellt“, erzählt der Reporter lachend, „vom landwirtschaftlichen Anhänger über die Schaufel eines Baggers, die Gabel eines Gabelstaplers samt Korb, eine eigene Hebebühne oder ein eigens dafür aufgestelltes und abgespanntes Baugerüst.“
Bei den Profis setzen uns Bildrechte Grenzen
Die Fußballer machen also viel möglich, um ihre Mannschaft mal im Bewegtbild zu sehen. Für andere Sportarten gilt natürlich dasselbe. Über Volleyball oder Handball zum Beispiel können wir ebenfalls so berichten, da gibt es eigentlich keine Grenzen. In den Hallen der Region ist es meist auch etwas leichter, einen Stellplatz für die Kamera zu finden. „Dafür machen uns aber hier gerade in den höheren Ligen manchmal die Bildrechte einen Strich durch die Rechnung“, bedauert Marcel Brandt. Das gilt vor allem für die Handballprofis der HSG Nordhorn-Lingen. Deren Spiele werden von einem Internetsender übertragen, deshalb ist die GN-Kamera während der Begegnungen nicht zugelassen. Das ist der Grund, warum unsere Videoreporter zwar Interviews direkt nach der Schlusssirene führen können, aber eben keine Spielszenen zeigen dürfen.
Was uns ebenfalls Grenzen setzt: der enorme Zeitaufwand. Einen Spielbericht zu drehen, zu schneiden und zu vertonen kostet selbst unsere Profis einen kompletten Arbeitstag. Deshalb können wir inzwischen zwar viel häufiger mit der Kamera vor Ort sein, aber noch längst nicht so häufig, wie es uns – und sicherlich auch vielen Sportlern – lieb wäre.
„Für mich ganz persönlich ist die Wertschätzung und Arbeit auf den Sportplätzen und in den Hallen der Grafschaft immer wieder etwas Besonderes, und vor allem macht der Dienst extrem viel Spaß“, schwärmt Marcel Brandt für seinen Beruf, den er vor seinem Studium schon beim regionalen Fernsehsender ev1.tv (heute emsTV) gelernt und ausgeübt hat. „Das Filmen über die 90 Minuten kann zwar anstrengend werden, denn um nichts zu verpassen und weil nur eine Kamera dabei ist, wird das komplette Spiel durchgefilmt und im Schnitt auch nochmal gesichtet. Aber Fußball bzw. der Sport an sich ist auch meine ganz persönliche Leidenschaft, und so ist ein Einsatz bei einem unterhaltsamen oder spannenden Spiel mit Bratwurst und netten Gesprächen in der Halbzeit eine tolle Verbindung aus Beruf und Hobby.“
Und genau diese Leidenschaft, finde ich, merkt man den Berichten unserer Sportredakteure auch an – egal ob in Texten, Fotos oder eben Videos.

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PS: Wir schreiben, fotografieren oder senden, und die Auswirkungen unserer Arbeit spüren wir bisweilen unmittelbar. Dieses Privileg genießen ausschließlich Lokaljournalisten, die inmitten ihrer Leser leben. Kaum hatten meine Kollegen Guntram Dörr und Rolf Masselink kürzlich in einem großen Interview dem Chef der staatlichen Förderbank KfW, Stefan Wintels, einige Episoden aus seiner Grafschafter Vergangenheit entlockt, trudelten bereits erste Mails ein.
Eine davon schickte uns Lutz Jahnke, ein ehemaliger GN-Kollege. Er hatte ein Foto mit einem mehr als 30 Jahre alten Zeitungsausschnitt angehängt, das Wintels als Kapitän der Fußball-C-Jugend von Eintracht Nordhorn zeigt, wie er 1981 den Siegespokal beim Osterturnier des VfL Weiße Elf entgegen nimmt.
Schon damals überragte der junge Wintels seine Kameraden beträchtlich, wie die Aufnahme zeigt, und genoss nicht nur deswegen Respekt: „Sicher kein Zufall, dass Stefan schon damals eine Führungsrolle inne hatte. Meine Erinnerungen an ihn sind alle durchweg positiv“, schreibt Jahnke, der nun Gelegenheit hatte, sich mit dem ehemaligen Mitspieler über die alten Zeiten auszutauschen.

