Post vom Chefredakteur
Sind schlechte Nachrichten für uns Medien gute Nachrichten? Ja, aber...
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
„Bad news is good news“: Diesen Spruch haben Sie vielleicht schon mal gehört. Schlechte Nachrichten sind demnach gute Nachrichten – zumindest für uns Medienvertreter. Man kann es auch drastischer ausdrücken: „If it bleeds, it leads!“ Schlagzeilen mit viel Blut sind demnach gut für die Auflage. Dahinter steckt die (meist vorwurfsvoll gemeinte) Erwartung, dass negative Schlagzeilen und Sensationsgeschichten mehr Aufmerksamkeit erregen als positive Nachrichten – und dass Medienunternehmen daher mit „bad news“ mehr Geld verdienen können als mit „good news“.
Das ist leider nicht von der Hand zu weisen. Private Verlage und Sender müssen ihr Publikum erreichen und Inhalte anbieten, für die ausreichend viele Menschen bereit sind, Geld zu bezahlen. Anders wäre auch unsere Redaktion bei den Grafschafter Nachrichten nicht zu finanzieren. Das gelingt mit traurigen oder alarmierenden Geschichten oft besser als mit positiven oder neutralen Berichten, wie jüngst eine wissenschaftliche Studie bewiesen hat.
Was ich bemerkenswert finde: Die Forscher hatten sich die Klickzahlen einer Nachrichtenseite angeschaut, die sich ausdrücklich eine positive Darstellung auf die Fahnen geschrieben hat. Aber selbst die Leserinnen und Leser, die eine solch positive Herangehensweise schätzen, klicken bevorzugt negative Schlagzeilen.
Verzerrte Wahrnehmung
Daraus könnten wir Journalisten schließen: Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, nachweislich vor allem Negatives wünschen, dann bieten wir Ihnen das halt auch. Eine solche Schlussfolgerung allerdings hielte ich für brandgefährlich. Denn eine übermäßige Betonung von schlechten Nachrichten kann dazu führen, dass mancher die Wirklichkeit verzerrt wahrnimmt und positive Entwicklungen, die es selbstverständlich auch gibt, allzu leicht übersieht. Mögliche Folgen: eine pessimistische Lebenseinstellung, überbordende Ängste und Sorgen. Tenor: „Die Welt ist schlecht und wird immer schlechter.“
Es liegt in unserer Verantwortung als Journalisten, eine solche Schieflage nicht entstehen zu lassen. Das ist jedoch gar nicht so leicht. Denn eine Nachricht entsteht ja vor allem dann, wenn Dinge nicht so laufen wie sie laufen sollten. Und eine solche Abweichung wiederum ist meistens schlecht. Wenn 1000 Flugzeuge unfallfrei ihr Ziel erreichen, ist dies keine Nachricht; wenn eines hingegen abstürzt, dann schon. Wenn ein Politiker gewissenhaft seiner Arbeit nachgeht, dann findet das weniger Aufmerksamkeit, als wenn er krachend scheitert. Und wenn ein Spaziergänger im Stadtpark nicht überfallen wurde, dann ist das zwar überaus positiv, aber zum Glück eben auch gewöhnlich – und daher keine Nachricht.
Bleiben Sie zuversichtlich!
Dass Negatives in der Berichterstattung dominiert, liegt also in der Natur der Sache. Ich habe das in einem früheren Newsletter schon einmal ausführlich erklärt (hier nachzulesen). Dennoch können wir Journalisten durchaus steuern, in welche Richtung das Pendel ausschlägt. Wir bei den GN enthalten Ihnen negative Nachrichten selbstverständlich nicht vor. Aber wir machen uns zurzeit viele Gedanken darüber, wie wir Ihnen auch Hintergründiges, Inspirierendes, Mutmachendes so präsentieren können, dass Sie es gerne lesen. Darin sehen wir nicht nur unsere gesellschaftliche Aufgabe als Journalisten, sondern durchaus auch ein wirtschaftliches Interesse. Ich jedenfalls bin davon überzeugt: Negative Schlagzeilen mögen dafür sorgen, dass Leser zu uns kommen. Aber die positiven Geschichten tragen dazu bei, dass sie bei uns bleiben. Und im Gegensatz zum schnelllebigen Boulevard-Geschäft ist das unsere Existenzgrundlage: dass Grafschafterinnen und Grafschafter uns langfristig treu sind.
Deshalb hier ein paar durch und durch positive Artikel, die ich Ihnen gerne ans Herz lege:
- Nordhorner, die nicht mehr mobil sind, können sich nun in einer Rikscha durch die Stadt kutschieren lassen. Günter Behrendt hatte die Idee dazu, Sponsoren haben ihn unterstützt. Eine tolle Initiative, wie ich finde. Hier gibt es den lesenswerten Artikel dazu.
- Seit 22 Jahren engagiert sich die Nordhorner Familie Horstkamp für die gute Sache. Martina und Bernd Horstkamp haben in der Weihnachtszeit mit dem Verkauf von Tannenbäumen, Tannengrün, Glühwein, Waffeln und Marmelade Geld gesammelt. Ihre „Kasse für gute Taten“ war daraufhin erneut mit 7250 Euro gut gefüllt. Wofür sie dieses Geld nun gespendet haben, lesen Sie hier.
- Das ist wirklich ein starkes Zeichen der Solidarität: Die neunjährige Edda Düsing aus dem emsländischen Schapen hat sich ihre langen Haare abschneiden lassen, um sie der Deutschen Krebshilfe zu spenden. Sie sollen verwendet werden zur Herstellung von Perücken für krebskranke Menschen, die aufgrund von Chemotherapie oder Bestrahlung ihr eigenes Haar verloren haben. Unser Mitarbeiter Sebastian Hamel hat das Mädchen besucht und ihre Geschichte hier aufgeschrieben.
- Karl-Heinz Welchering aus Bad Bentheim hat ein außergewöhnliches Hobby: Seit mehr als 20 Jahren sammelt er Feuerversicherungsschilder aus aller Welt. Hinter den Tafeln stecken nicht nur viele Geschichten, die wir hier erzählen, sondern auch eine kleine Subkultur von Sammlern.
- Der Klimawandel ist zweifellos bedrohlich. Gleichwohl gibt es auch zu diesem Thema durchaus positive Nachrichten. Meine Kollegen Sascha Vennemann und Jonas Schönrock haben hier zusammengetragen, wie die Grafschafter Kommunen beim Klimaschutz vorankommen.
- Für vorbildliches Fair Play sind die Fußballer des SV Grenzland Laarwald II ausgezeichnet worden. Warum, das lesen Sie hier.
- Thema Organspende: Der Nordhorner Ralf Lucas, bekannt unter anderem als Teil des Trainerteams der HSG-Handballprofis, brauchte wegen eines Gendefekts eine Spenderniere – und bekam sie von seiner eigenen Ehefrau. Meine Kollegin Susanne Menzel hat das Ehepaar getroffen und dessen Geschichte hier erzählt.
- Ganz toll fand ich, was uns der zwölfjährige Mika Ekelhoff aus Itterbeck-Ratzel, Niedersachsens bester Vorleser, im Gespräch für einen GN-Artikel gesagt hat: „Lesen ist wie Fernsehen, aber mit eigenen Bildern.“
Sie sehen: Die Welt ist wahrlich nicht so schlecht, wie sie beim Blick in manche Medien erscheinen mag. Und unsere Berichterstattung, so hoffe ich, zeichnet ein ausgewogenes Bild. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim GN-Lesen!

PS: Noch eine gute Nachricht: Unsere Volontärin Vivienne Kraus hat ihre zweijährige Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und ist nun Redakteurin. Herzlichen Glückwünsch! Wir freuen uns sehr, dass sie den Grafschafter Nachrichten erhalten bleibt und unser Reporter-Team verstärkt.
