Zum Sonntag
Neulich in Nordhorn
Ich will den Parkplatz Ecke Denekamper/Friedrich-Ebert-Str. mit meinem Wagen verlassen. Dabei mache ich einen Fehler, eindeutig – aus Unachtsamkeit, in dem Wunsch, möglichst schnell weiter zu kommen, wie auch immer. Ich nehme einem von rechts auf mich zukommenden PKW die Vorfahrt. Es wird nicht gerade gefährlich, aber es ist nicht in Ordnung. Der Fahrer hupt wie ein Weltmeister, mehrfach, lang anhaltend. Ich kann keinen Blickkontakt zu ihm aufnehmen. Ich fahre auf den Ausgang des Parkplatzes zu, Richtung Friedrich-Ebert-Straße. Der andere fährt hinter mir. Ich möchte in Richtung Ampel fahren, also links ab. Der andere will Richtung Blanke, also rechts ab. Deshalb kommen wir tatsächlich direkt nebeneinander zu stehen. Ich lasse meine rechte Fensterscheibe herunter und rufe hinüber: „Sorry!“
Der andere, ein älterer Herr, hat mich nicht verstanden und wischt mit der rechten Hand vor seinen Augen hin und her, eine unschöne Geste, die sogar strafbar ist. Aber er ist natürlich im Grunde im Recht. Und da mache ich mal etwas, was mir keineswegs immer gelingt. Mein Konfliktpartner hat inzwischen auch die Scheibe heruntergelassen. Ich rufe hinüber: „Sorry, Entschuldigung!“ Er brüllt mich an: „Rechts vor links!“ Ich sage: „Genau, Sie haben Recht, soll nicht wieder vorkommen!“
Da ändert sich sein Gesichtsausdruck schlagartig. Die wütende Miene weicht einem breiten, freundlichen Lächeln. Der ältere Herr sieht jetzt so aus, wie er wahrscheinlich meistens aussieht. Alle Wut ist wie weggeblasen. Und er ruft in breitestem Grafschafterisch zu mir rüber: „Man muss es aber auch merken, nicht!“ „Genau“, sage ich, „das muss man!“ Und wir verabschieden uns wie gute Freunde mit einem Winken.
Warum geschieht so oft das Gegenteil? Gerade im Straßenverkehr? Es wäre viel leichter gewesen, wenn ich gedacht hätte, na, Alter, nun reg dich nicht so auf wegen so einer Kleinigkeit. Es wäre viel leichter gewesen, brummig aus der Wäsche zu gucken und den anderen, der in seinem Auto neben mir steht, mit seiner übertriebenen Aufregung trotzig zu ignorieren. Und glauben Sie bloß nicht, ein solches Verhalten wäre für mich undenkbar gewesen. In diesem einen Moment habe ich’s mal anders hinbekommen, wer weiß wieso. Und am Ende waren zwei ältere Herren bester Laune, als sie weitergefahren sind. Gute Geschichte, finde ich. Gesegneten Sonntag!
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