Post vom Chefredakteur
Medienthema Weihnachten: Die GN machen gerne mit
Liebe Leserinnen und Leser,
die schönsten Geschenke, den feierlichsten Baumschmuck und die leckersten Rezepte - präsentiert von der Süddeutschen Zeitung. Wenn das Renommierblatt aus München zu solchen Inhalten greift, um das ein oder andere Abo zu gewinnen, sollte dem Betrachter spätestens klar werden, dass Weihnachten vor der Tür steht. Das hohe Fest der Christen um die Geburt des Erlösers macht sich in vielen Ländern dieser Erde bemerkbar und findet Widerhall in den Medien auf ganz unterschiedliche Weise. Daran ist nichts Verwerfliches.
Festtage und Glühwein
Sobald das letzte Blatt des Jahreskalenders aufgeschlagen wird, zieht Weihnachten auch auf den gedruckten und digitalen Seiten der GN und auf dem Newsportal GN-Online ein. Was gibt’s auf den Weihnachtsmärkten zu sehen, wie sieht die Beleuchtung aus, was kostet der Glühwein? Wir haben ausführlich berichtet.
Flüchtlinge mit Esel
Auch von außen erreicht uns vermehrt Post zum Fest. Egon Wendland aus Schüttorf, ein fleißig produzierender Karikaturist, schickte mir am Montag eine Szene, die nachdenklich macht und in die aktuelle politische Situation passt: hier die schwangere Maria auf einem Esel, den Josef im Zaum hält, darüber ein Stern mit Schweif; dort eine Familie in einem modernen Achtsitzer. Über dem Van erhebt sich die Sprechblase: „Seht mal! Die Flüchtlinge kommen schon mit einem Esel!“
Stoff zum Nachdenken
Weihnachten wird zum Spiegel des eigenen Verhaltens, wie zahlreiche Leserbriefe ausdrücken, die Fragen aufwerfen: Halten Nächstenliebe, Friedfertigkeit und Bescheidenheit Stand, wenn alltägliche Ärgernisse in manchen Augen bereits Weltuntergangsszenarien gleichen, weil die gewohnte Bequemlichkeit in Gefahr gerät? Stoff zum Nachdenken, würde ich sagen, ob gläubig oder nicht.
Auf Erden warme Stuben
Und wer sich das christliche Fundament als Kompass erhalten hat, steuert geradewegs auf den Kern zu und lässt andere gerne teilhaben. So schreibt Sigrid Lübbermann aus Lage: „Hier auf Erden in warmen Stuben, warten Mädchen und auch Buben, aufs Christkind und den Weihnachtsmann, die kommen Heiligabend dann, mit wunderschönen Gaben an.“ Ist das gar zu naiv? Ich sehe keinen Grund, solche Überzeugungen zu kritisieren.
Grüße auf 16 Seiten
Die GN selbst haben wiederum Ausschau gehalten nach vorbildlicher Hilfsbereitschaft, die nicht nur guten Christen zur Zierde gereicht. Anders formuliert: Wir haben uns auch in diesem Jahr um das ehrenamtliche Engagement der Grafschafter gekümmert. Ihre Geschichten, die in unserer PR-Redaktion geschrieben und koordiniert wurden, erscheinen auf 16 Seiten der „Weihnachtsgrüße“ am 24. Dezember in der gedruckten Ausgabe. Wahrscheinlich haben etliche Bezieher bereits am Tag zuvor in die Abendausgabe des GN-E-Papers geklickt, wo die Storys selbstverständlich ebenfalls zur Verfügung stehen.
Hilfsbereite Grafschafter
„Bei der Themenabsprache haben wir versucht, eine Mischung der Aufgaben zu finden und auch mehrere Altersgruppen zu berücksichtigen“, berichtet mein Kollege Eckhard Fuchs über die aufwendige Aktion. So stellen wir unter anderem Luise ter Heide vor, die den Besuchsdienst der Grünen Damen in der Nordhorner Euregioklinik betreut. Oder Andreas Feldmann, der gleich in mehreren Bereichen, unter anderem in der Flüchtlingshilfe, in der Gemeindearbeit und im Streifendienst, aktiv ist. Wollen Sie wissen, wie sich das Nordhorner Blasorchester auf das Konzert an Heiligabend im Stadtpark vorbereitet hat? Oder was der Treffpunkt ZwischenZeit der evangelischen Kirche macht? Lesen lohnt sich. Sie finden all diese Artikel im Laufe der Feiertage auch auf GN-Online.
Weihnachten ohne Fernsehen
Medien und Weihnachten: Jedes Mal muss ich in diesem Zusammenhang an Michael Schwarze denken. Dieser hochbegabte und mit 39 Jahren viel zu früh verstorbene Kollege hatte am 23. Dezember 1977 für Aufruhr im ganzen Land gesorgt, als er in einem Artikel den Menschen mitteilte, sie müssten sich auf „Weihnachten ohne Fernsehen“ einstellen.
Fake-News in der FAZ
Die Älteren erinnern sich: Nachrichten in Bild und Ton gab es seinerzeit ausschließlich im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, sein Essay verkündete gleichsam einen medialen Blackout. Falls Sie sich wundern und fragen, wie man so etwas ernst nehmen konnte: Schwarze war kein Glossen-König einer Satirezeitschrift, sondern Feuilletonist der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, wo sein Stück auch erschien.
„Weihnachten ohne Fernsehen“ war als Satire nicht zu erkennen, sondern glänzend geschriebene Fake-News. Der Autor baute erfundene Zitate ein und behauptet etwa, dass „die Bundesregierung unter Helmut Schmidt beschlossen habe, zur Stärkung des Gemeinschafts- und Familiengefühls Heiligabend und Weihnachten den Sendebetrieb des Fernsehens einzustellen“.
Waschkörbeweise Protestbriefe
Ziel des Redakteurs war es, den Bürgern einen Schock zu verpassen und sie an den eigentlichen Sinn des Weihnachtsfestes zu erinnern. Das trug der FAZ waschkörbeweise Protestbriefe ein, wie sich der damalige Herausgeber Frank Schirrmacher erinnerte – bis hin zu Auswanderungs-, Mord- und Selbstmorddrohungen.
Was meinen Sie, liebe Leserinnen und Leser, hat der Zweck die Mittel geheiligt, als Schwarze mit einem schmucklosen Zweispalter seine publizistische Granate zündete? Sie haben ja jetzt ein paar Tage Zeit zum Nachdenken. Ich wünsche Ihnen auch im Namen der GN-Belegschaft ein ruhiges und besinnliches Fest!

