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„High Noon“ in Heesterkante
Man kennt die Szene aus Westernfilmen: „High Noon“ – Zwölf Uhr Mittags – stehen sich Held und Bösewicht auf der einzigen staubigen Straße, die durch den Ort führt, zum Duell gegenüber. Die Zuschauer hinter den Fenstern des Saloons und auch der Bestatter warten nur darauf, dass einer zuerst den Colt zieht und den Kampf für sich entscheidet.
So ähnlich fühlte ich mich neulich an einer einsamen Kreuzung in Heesterkante, einem Ortsteil in der Gemeinde Laar: Es war um die Mittagszeit, als ich aus einem Seitenweg auf die Vechtetalstraße abbiegen wollte. Von den trockenen Äckern wehte der Staub über den Asphalt. Genau gegenüber lag eine weitere Wegeinfahrt. Und dort saß plötzlich ein Hase und blickte mich durchdringend an. Die Straße war frei. Der Nager hatte im Gegensatz zu mir keinen Blinker gesetzt, wackelte nicht einmal richtungsanweisend mit den Ohren. Wer würde als Erster loslaufen oder -fahren?
Etwa eine halbe Minute dauerte das Duell. Dann, als ich ganz vorsichtig anrollen ließ, setzte sich auch der Hase in Bewegung, hoppelte über die Querung an mir vorbei und verschwand im Unterholz – und ich konnte gefahrlos abbiegen. Wer hatte nun dieses Duell gewonnen? Ich denke, wir beide. Meister Lampe ist mit heilem Fell davongekommen – und ich habe eine Geschichte mehr zu erzählen.
