Ratgeber
30.05.2023, 09:30 Uhr / Lesedauer: ca. 4min

Auch für Oma ein schöner Tag

Ältere Familienmitglieder freuen sich, wenn sie bei Festlichkeiten dabei sein können. Aber vielleicht nicht von Anfang bis Ende. Fotos: dpa

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Ältere Familienmitglieder freuen sich, wenn sie bei Festlichkeiten dabei sein können. Aber vielleicht nicht von Anfang bis Ende. Fotos: dpa

Von Christina Bachmann

enn die Enkelin in einem Traumkleid das Jawort gibt oder die Familie im edlen Ambiente auf den 60. Geburtstag des Sohnes anstößt: Alte Menschen genießen es, bei großen Momenten wie diesen dabei zu sein.

Gerade wenn die Bindung zu Opa oder Oma eng ist, ist deren Anwesenheit für junge Leute wichtig. Und den älteren Gästen zaubert es ein warmes Gefühl ums Herz, wenn sie merken: „Ich gehöre noch dazu.“ Margit Hankewitz, die in Berlin ehrenamtlich ein Stadtteilzentrum für ältere Menschen leitet, weiß aus Erfahrung: „Die Älteren sind in der Regel gerne dabei. Jeder interessiert sich doch für die Familie und will im Grunde, dass es den Jungen gut geht.“

Doch: Je älter Menschen werden, desto eher wird der Trubel von Hochzeiten und Geburtstagsfeiern zur Belastung. „Man mag ihn ein bisschen, aber nicht mehr so lange. Es sind zu viele Eindrücke, eine zu große Geräuschkulisse“, beschreibt Hankewitz, die selbst 73 Jahre alt ist. Zwar ist die Freude groß, die Enkelkinder zu sehen. Aber wenn alle herumtoben, dann kann es schnell zu viel werden.

Dass der Trubel zur Last wird, kann auch am Gehör liegen. Kaum etwas verstehen und Gesprächen nicht folgen können – diese Sorge haben viele Menschen ab Mitte 80, wie Carolin Favretto berichtet.

„Viele ältere Menschen haben Hörbeschwerden oder tragen ein Hörgerät, das bei zu viel Lärm nicht mehr filtern kann und aufgibt“, sagt die Vorstandsvorsitzende der Bundesvereinigung der Senioren-Assistenten Deutschland (BdSAD). Viele von ihnen fühlen sich daher auf kleineren Feiern wohler.

Nach zwei, drei Stunden nach Hause

Was bei der Planung von Festen immer gut ist: Ältere Angehörige nicht mit einer Entscheidung zu überfahren, sondern sie einzubeziehen. Und wenn es ein „Nein“ gibt, weil jemand nicht kommen mag oder es körperlich einfach nicht schafft, das auch zu akzeptieren.

Gleichzeitig sollten Angehörige versuchen, zu erspüren: Hat der Großvater oder die Großmutter vielleicht bloß Sorge, zur Last zu fallen? „Dann kann zum Beispiel das Enkelkind beteuern, wie wichtig es ihm ist, dass die Oma oder der Opa an diesem besonderen Tag mit dabei ist“, sagt Margit Hankewitz, die auch Vorstandsmitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) ist.

Ältere Familienangehörige fühlen sich auf kleineren Feiern wohler. Wenn sie die Teilnahme absagen, sollten die Gastgeber dieses „Nein“ auch akzeptieren. Foto: dpa

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Ältere Familienangehörige fühlen sich auf kleineren Feiern wohler. Wenn sie die Teilnahme absagen, sollten die Gastgeber dieses „Nein“ auch akzeptieren. Foto: dpa

Eine weitere Sorge Älterer sei, nicht die ganze Feier lang durchzuhalten. „Dann kann man sie beruhigen: Das musst du gar nicht, wenn es dir zu viel wird, wirst du nach Hause gebracht“, sagt Margit Hankewitz.

Konkrete Vorschläge wie „Möchtest du lieber nur zum Essen da sein und dann lieber nach Hause gebracht werden, bevor die Party losgeht?“ helfen dabei, so Carolin Favretto.

Häufig seien Menschen mit Mitte 80 oder mit 90 Jahren froh, wenn für sie die Feier nach zwei bis drei Stunden vorüber ist. Geklärt sein sollte dann, wer aus der Familie den Fahrdienst übernimmt – und sich beim Sektempfang etwas zurückhält. Auch für die Feier selbst ist es gut, wenn ältere Gäste einen festen Ansprechpartner haben. Oft seien in solchen Fällen etwas größere Enkelkinder gern bereit, das zu übernehmen, sagt Margit Hankewitz, zumal der Zeitrahmen überschaubar sei.

Wie viel nötig und sinnvoll ist, ist individuell. Ist der eine mit Ende 80 noch sehr rüstig, braucht die andere schon mehr Unterstützung. Wer nicht mehr selbst zum Kuchenbüfett gehen kann, bekommt das Stück Torte an den Tisch gebracht. Liegt eine Inkontinenz vor, ist vielleicht Hilfe beim Toilettengang nötig.

Wer vorher nachfragt, weiß, was jemandem recht oder eher lästig ist. „Viele ältere Menschen mögen es gar nicht, wenn so ein Aufwand um sie gemacht wird“, sagt Senioren-Assistentin Favretto. „Das Abholen des Gegenübers ist deshalb ganz wichtig.“

Das gilt auch für das Essen. „Gerade ältere Menschen haben einen empfindlichen Magen oder die Gallensteine entfernt bekommen“, so Favretto. „Da kann man vorher überlegen, ob auch etwas dabei ist, was derjenige unbesorgt essen darf, damit er nicht einen Tag später krank im Bett liegt.“

In großen Feiern kann für alte Menschen aber natürlich auch viel Freude stecken

So bedeutet ihnen ihr Äußeres bei einem festlichen Anlass sehr viel, weiß Margit Hankewitz. „Wenn wir bei uns im Haus eine Veranstaltung haben, kommen die Leute frisch vom Friseur und in ihrem schönsten Kleid, weil es endlich eine Gelegenheit ist, es anzuziehen.“ Wenn nötig, können Angehörige auch hier unterstützen beim Friseurtermin oder der Kleiderauswahl.

Margit Hankewitz.

Margit Hankewitz.

Andersherum können Hochbetagte, sofern sie noch fit sind und Freude daran haben, in die Fest-Vorbereitungen einbezogen werden. Durch einen selbst gebackenen Kuchen etwa – oder durch Hilfe beim Serviettenfalten. Das verbindet über die Generationen hinweg. „Dabei sollten die Jüngeren auch aushalten können, wenn manches etwas langsamer geht“, sagt Favretto.

Bei großen Feiern werden oft Tischreden gehalten. „Da können Sie ausdrücklich erwähnen, dass Sie sich freuen, dass auch die Oma oder Uroma mit dabei ist“, rät Margit Hankewitz. Auch wenn die alten Leute nur kurz auf der Feier sind – für sie ist das ein besonders schönes Geschenk.