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Penisparanoia
Nackte Haut ist in der Geschichte der Kunst nicht gerade selten – ob Tizian oder Michelangelo (beides Meister der italienischen Hochrenaissance), Rubens (einer der bekanntesten Barockmaler) oder die Medienkünstlerin Valie Export: Sie alle zeigen in verschiedenen künstlerischen Formen Brüste, Vulven oder Phalli, mal mit, aber auch mal ohne dekoratives Weinblättchen. Eigentlich nichts Besonderes, Aktkunst eben. Allerdings führt das Zeigen solcher sexuellen Merkmale in unseren heutigen Medien auch schon mal zur Zensur – und wird damit zum Problem für den Internetauftritt von Museen.
Vier Häuser in Wien beispielsweise hatten keine Lust mehr darauf, dass der Algorithmus von Facebook, Instagram und Co. zum Beispiel die Brüste der Venus von Willendorf löscht – und zwar aufgrund „expliziter sexueller Inhalte“. Sie wechselten kurzerhand zu einer Erotikplattform, um ihre im Museum ausgestellte Kunst auch im Internet zeigen zu können.
Vor Kurzem löschte Instagram auch auf der Plattform der Grafschafter Nachrichten ein Foto einer Ausstellung der Städtischen Galerie Nordhorn. Darauf zu sehen ist der Berliner Künstler Alexander Koch – wie Gott ihn schuf bis zum Ansatz seiner Scham inklusive Brustwarzen. Keine Details, aber offenbar zu viel für Instagram. Das Netzwerk teilte den Nutzern kurzerhand mit: „Beitrag wurde entfernt. Grund: Nacktdarstellung.“ Die künstlerische Freiheit in den sozialen Medien hat also ihre Grenzen – und zwar ziemlich eng gesteckt.
